ROMANE
Von Kindheit an verfüge ich über das kostbare Gut, mir jede Situation aus unterschiedlichsten Perspektiven vorstellen zu können. Mit meinen guten Deutsch-Noten habe ich meine schlechten Mathematik-Noten stets ausgeglichen.
Betrete ich ungewöhnliche Orte, wie zum Beispiel diesen verlassenen uralten Sarazenen-Turm an der Küste Sabaudias, geschieht etwas mit mir. Nicht immer, nicht wenn unzählige Touristen den Ort belagern. Aber dort war ich ganz alleine und ganz bei mir. Die Stimmung dieses besonderen Ortes legte sich um mich wie ein Cape. Ich hörte nur noch die Brandung und ferne Stimmen, eine trügerische Friedlichkeit tauchte das Böse des Ortes in ein schmeichelndes, sanftes Nachmittagslicht. Wie angewurzelt stand ich neben einem mit trüben, grünlichen Regenwasser gefüllten Pool. Hinter diesem wenig einladenden Planschbecken gähnte unheilschwanger eine keilförmige Höhlenöffnung im schroffen Felsmassiv. Ich hatte alte römische Fliesen wahrgenommen, Details längst verwitterter Pracht. Schon manifestiert er sich in meinen Gedanken der neue Roman, ein mystischer Krimi, der im Herzen Italiens spielt. Wenig später flossen die Worte aus meinen Händen auf Karopapier und Kartonreste, mit Füllfederhalter geschrieben. Alles was ich gerade fand, musste sich diesem Schreibanfall hingeben. Ich mutierte zu meiner Romanheldin, befand mich in meiner Vorstellung mitten im Geschehen. Es war unglaublich real. Saß sie oder saß ich verheult im Zug nach Rom mit meinem kleinen Notgepäck? Hatte sie oder hatte ich mich kurz zuvor auf der Heimfahrt von Sabaudia nach Deutschland von meinem Freund, einem zynischen Langweiler, spontan am Autobahnstandstreifen getrennt? Hatte sie oder hatte ich den Plan zum Neustart? So eine Geschichte muss man fühlen als Autor. Die kann nicht warten auf irgendeinen Platz im Terminkalender. Die muss aufs Papier. Das geht am Besten, wenn man nicht am PC schreibt. Ich kann auch das, wenn ich auf Tippfehler pfeife. Verdammt schwer. Einmal zwischenkorrigiert und der Flow ist weg. Vorbei. Das tut dem Schriftstellerherz weh.
Vor einiger Zeit habe ich den handschriftlichen Teil des Romans mit Word erfasst und derzeit schreibe ich direkt am PC weiter. Jetzt, wo ich mitten im Geschehen bin, läuft alles einfach aus der "Feder"! Unser Urlaub in Rom war daher ganz besonders intensiv. Denn dort spielt ein Teil der Geschichte. 2024 stelle ich Auszüge meiner Romane im Häuschen vor, weil mich Ihre Meinung interessiert. Ich freue mich auf Ihr Feedback.